PUK - Profil und Konzentration
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PuK und Diakonie

Illustration zum Thema

Folgende Entwicklungslinien sind hinsichtlich des Miteinanders von verfasster Kirche und Diakonie seit Beginn des PuK Prozesses erkennbar:

Aufeinander zu:

  • Sowohl auf kirchenleitender als auch auf gemeindlicher Ebene wird das Zusammenwirken von kirchlicher und diakonischer Arbeit im Sozialraum verstärkt als Chance wahrgenommen.
  • Es besteht Konsens darüber, dass Kirche und Diakonie ohne einander nicht denkbar sind und beide ihrem Grundauftrag, den Menschen einen leichten Zugang zum Evangelium zu ermöglichen, ohne einander nicht gerecht werden können.
  • Die hohe gesellschaftliche Relevanz der Diakonie als Aushängeschild (und manchmal auch als Feigenblatt) der verfassten Kirche wurde erkannt und verstärkt gewürdigt.
  • „Menschen in Not wahrnehmen und Teilhabe ermöglichen“ war ein eigener diakonischer Themenschwerpunkt des PuK Prozesses.
  • Ziele und Maßnahmen zu deren Erreichen wurden von der Landessynode in Lindau verabschiedet.
  • Die Corona Krise und die sich verschlechternden sozialen Bedingungen durch Inflation und Energiekosten haben die hohe gesellschaftliche Relevanz von diakonischem Handeln erneut aufgezeigt, gleichzeitig sind manche „klassischen“ kirchlichen Angebote durch die Pandemie zu ihrem vorzeitigen Ende gekommen.
  • Oft sind vor Ort konkrete Hilfsaktionen entstanden: Essensausgabe, Einkaufshilfen, Suppenkü(ir)chen, Telefonketten, #wärmewinter u. ä.
  • Eine Erfolgsgeschichte sind die Vesperkirchen und die diakonischen Tischgemeinschaften in der ELKB. Hier kommen milieuübergreifend Menschen an einem Tisch zusammen und erfahren so Gemeinschaft.
  • Die f.i.t.2 Initiative „fördern- initiativ werden - teilhaben“ zeichnet Kirchengemeinden aus, deren diakonische Ausrichtung wegweisend ist und anderen als „Blaupause“ dienen kann.
  • Die Systemrelevanz von Diakonie wurde in der Gesellschaft verstärkt wahrgenommen und der Pflegenotstand inkl. Fachkräftemangel wird bei vielen Menschen in ihrem eigenen Leben spürbar.

Voneinander weg:

  • Der hohe wirtschaftliche und zeitliche Druck auf diakonische Träger erschwert die Zusammenarbeit und die Entwicklung neuer gemeinsamer Strukturen und die Umsetzung der formulierten Ziele des PuK Prozesses.
  • Es herrscht ein unterschiedliches Zeitverständnis in Diakonie und verfasster Kirche. Eine Synchronisation der unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Beteiligungsprozesse erschwert bzw. verhindert gemeinsame Projekte.
  • Diakonische Träger müssen, um am Sozialmarkt bestehen zu können, schnell und ergebnisorientiert handeln. Kirchliche Strukturen denken verstärkt in Prozessen und Beteiligungen und sind stark konsensorientiert, was bisweilen Entscheidungen verhindert.
  •  Die Landesstellenplanung und finanzielle Kürzungen führen bei manchen Kirchengemeinden, Dekanaten und kirchlichen Diensten zu einer „Wagenburgmentalität“ nach dem Motto „Halte fest was du hast“. Die Offenheit, neue Wege zu gehen, wird oft durch Verlustängste blockiert.
  • Gerade gemeindenahe Beratungsangebote und sozialräumliche Initiativen sind in besonderer Weise, da nicht refinanziert, dem kirchlichen Sparzwang unterworfen und drohen verloren zu gehen. Dabei liegt gerade in einer verstärkten Kooperation im Sozialraum eine Chance der Kirche zu einem niederschwelligen missionarischen Handeln.
  • Mitarbeitende der Diakonie fühlen sich oftmals von „Ihrer“ Kirche nicht ausreichend wahrgenommen und wertgeschätzt. Dabei sind sie zusammen mit den Menschen für und mit denen sie arbeiten der „Schatz der Kirche“.
  • Allein die Diakonie Bayern hat fast 100.000 Mitarbeitende in ca. 3.300 Einrichtungen, hier ist ein großes Feld, um Menschen die sich schon im „kirchlichen Raum“ befinden, einen leichten Zugang zum Evangelium zu ermöglichen. Und jeder Mitarbeitende hat im Durchschnitt täglich mindestens 5 Kontakte zu Patienten, Klienten, Kollegen usw. Somit ergeben sich am Tag 500.000 Kontaktflächen zur Kommunikation des Evangeliums!!!
In ein bereits gefülltes, eisgekühltes Glas mit Eiswürfeln wird Apfelschorle eingegossen. Im Hintergrund unscharf ein Apfel und zwei Apfelschnitze.

Beide Entwicklungslinien, die des „Aufeinander zu“ und die des „Voneinander weg“, müssen verstärkt wahrgenommen und  theologisch reflektiert werden, um   konkrete, strukturelle Maßnahmen auf den Weg zu bringen.

Hierzu einige unvollständige Gedankenanstöße.

  • Diakonie ist laut Kirchengesetz eine grundlegende Wesensäußerung von Kirche. Diakonie ist gelebte Solidargemeinschaft im Namen und inspiriert von den Werten Jesu Christi.
  • Bildliche These: Kirche ist ein corpus per mixtum aus Diakonie und verfasster Kirche. So wie eine Apfelschorle nur eine Apfelschorle ist, wenn Apfelsaft und Mineralwasser zusammenkommen, so ist Kirche nur Kirche im Vollsinn, wenn beide Elemente (Diakonie und verfasste Kirche) vorhanden sind. Es gibt hier viel Spielraum für das Mischungsverhältnis, aber wenn eine Zutat gegen null geht, ist die Schorle nicht mehr Schorle. Dieses Bild eignet sich besser zur Charakterisierung des Verhältnisses von verfasster Kirche und Diakonie, als das der Medaille mit den 2 Seiten, die sich nicht berühren. Im Bild der Schorle wird der Mischungs- und Begegnungscharakter stärker betont.
  • In einigen Bereichen und Orten gelingt das Miteinander von Diakonie und verfasster Kirche in beispielgebender und wechselseitig gewinnbringender Weise. Dies ist aber nicht überall und flächendeckend der Fall. Oftmals hängt es am Zufall bzw. dem emergenten Wirken des Heiligen Geistes und an passenden personellen Konstellationen, ob ein Miteinander gelebt wird und gelingt.
  • Strukturelle Regelungen bis hin zu kirchengesetzlichen Vorgaben können das Miteinander nicht vorordnen und erzwingen, aber den Rahmen bieten für eine verstetigte Kommunikation zwischen Diakonie und verfasster Kirche. Aus dieser Kommunikation können Prozesse des Miteinanders entstehen.

Plattform zum Austausch Vesperkirche: https://vesperkirchen.humhub.com/user/auth/login

Plattform zum Austausch Tischgemeinschaften: https://diak-tischgem.humhub.com/user/auth/login

Carsten Fürstenberg, Referent Diakonie im sozialen Nahraum