Wichtiger Bestandteil des PuK-Prozesses war es von Beginn an, innovative Projekte anzustoßen und auch gezielt zu fördern. Das ist auf vielfältige Weise geschehen: Durch die PuK-Projekte, den Digitalisierungsfonds und die M.U.T-Projekte.
„Ihr wisst gar nicht, wie gut mir das tut, mit euch gemeinsam unterwegs zu sein. Das macht mir so viel Hoffnung und Mut für unsere Kirche und für unsere Arbeit.“
So sagte es eine Teilnehmerin bei einer „MUT School“ – ein regelmäßiges Wochenend-Format, bei dem Mitwirkende in den bisher über 40 MUT Initiativen der ELKB miteinander Freude und Scheitern, Erfahrungen und Geistliches teilen.
Gerade in Zeiten von negativen Nachrichten über Kirche mit einem ständigen „Weniger“, ist es wichtig, auch Aufbruch, Leidenschaft und Innovationskraft zu fördern. Im PuK-Prozess ist dies an vielen Stellen sehr gelungen.
Gerade die ersten Schritte im Prozess Profil und Konzentration waren geprägt von einer Haltung der Offenheit für Neues: Auf Pfarrkonferenzen, Vertrauensleutetagungen und Dekanatssynoden war viel Raum für „Spinnerei“: Welche Ideen habt ihr? Wo spürt ihr Lust? Wo sind eure Leidenschaften? Der Perspektivwechsel, nicht von den bisherigen Angeboten, der bisherigen Struktur, der einzelnen Kirchengemeinde her zu denken, sondern vom Auftrag der Kirche, von den Menschen her und im Raum hat viel Innovationskraft freigesetzt. Die PuK-Projekte waren ein Ermöglichungsraum: Wenn ihr etwas ausprobiert, dann wird das gefördert, dann wird das belohnt, dann wollen wir etwas von euren Erfahrungen lernen.
Neben der Projektförderung für PuK-Projekte wurden weitere Innovationsfonds entwickelt. Auf einer Projekt-Landkarte im Intranet findet man zur Inspiration die Projekte mit Kontaktmöglichkeiten.
Der Digitalisierungsfond hat viele innovative Projekte gefördert, wie z.B. „digitale Schaukästen“, „Gottesdienst-Streaming-Technik“ oder Apps für Gemeinde und Kirche. Im Bereich Kasualien haben wir uns nicht nur im Blick auf die „Segen.Servicestelle für Taufe, Trauung, Bestattung & mehr“ als erste Landeskirche der EKD aufgemacht, Neues auszuprobieren. Mittlerweile wurden auch über 95 Projekte im Kasualbereich gefördert – von innovativer Konfi-Arbeit hin zu Tauffesten und nicht zuletzt die erfolgreiche Aktion „einfach heiraten“. Auf einer Zukunftswerkstatt ist die Idee zu „einfach heiraten“ in Bayern entstanden, und ohne die PuK-Haltung und die PuK-DNA wären die Offenheit und Bereitschaft für dieses mutige Experiment an vielen Orten in Bayern nicht möglich gewesen.
Der strategische Hauptleitsatz von PuK mit dem „einfachen Zugang zur Liebe Gottes“ hat einen Ausdruck im ersten Buchstaben des MUT-Projekts gefunden: im Tandem und auf unkonventionellem Wege werden Initiativen gefördert, die hingehen zu den Menschen und mit missionaler Haltung einen einfachen Zugang zur Liebe Gottes ermöglichen. In und durch die MUT-Initiativen soll Kirche der Zukunft erprobt werden und es Raum geben für Kreativität, für verrückte Ideen und für Begabungen. Wir gehen als Kirche in eine ungewisse Zukunft. Deshalb braucht es Experimente und Erprobungen. Insgesamt helfen MUT-Initiativen, um Inspiration ins System zu bringen.
Über 40 MUT-Initiativen sind auf dem Weg, die in ihrem Umfeld viel Ausstrahlungskraft haben und auf das Gesamtsystem wirken. Durch diese Initiativen und Formate wie die „MUT-Spring-School“, dem Abenteuerkurs oder Inspirationsreisen wird eine Haltung der Erprobung und der Ermöglichung gefördert. Beim regelmäßigen MUT-Stammtisch und auf der MUT School geschieht kollegiale Beratung und es entwickelt sich ein konstruktives Miteinander.
Gerade in einigen Erprobungsdekanaten war am Anfang die Freude am „Freidenken“ groß, doch die Innovationsfreude traf bald auf die Realitäten von notwendigen Stellenreduzierungen.
Auch rund um die Innovationsprojekte wie PuK-Projekte, Kasual-Projekte, Digitalisierungs-Projekte und MUT-Initiativen gibt es kritische Anfragen: Ist nur das Innovation, was hier gefördert wird? Oder gibt es nicht viel mehr Innovation in der Fläche der Landeskirche? Ist nur noch das Neue gut? Wird dadurch das Bestehende abgewertet? Auch die alte Diskussion kommt auf: Was ist Kirche, was ist Gemeinde? Kann es neben der parochialen Ortsgemeinde auch andere kirchliche Ausdrucksformen geben? Wie verhalten sich diese neuen Formen zu den klassischen Formen? Es ist wichtig, dass diese Diskussionen geführt werden, in der die mögliche „Arroganz der Innovativen“ („Das Neue ist gut, das Traditionelle ist ‚von gestern‘“) und eine mögliche „Arroganz des Bestehenden“ („Wir sind das Eigentliche, und die Innovativen sind nur nette Spielwiesen“) zusammenkommen.
Die Überwindung dieser gegenseitigen Vorwürfe und des Misstrauens sind eine Frage der Kultur und der Haltung.
Es gibt viele offene Fragen, die weiterbearbeitet werden müssen, wie z.B.
Es gibt dazu auch bereits unterschiedliche Ideen und Diskussionsgänge, wie z.B.:
Die Erfahrungen und „Learnings“ aus den Initiativen sind zu sammeln, und es ist zu überlegen, was das für die Entwicklung unserer Kirche bedeutet.
KR Michael Wolf, Referent für Kirchen- und Gemeindeentwicklung