âDie ELKB lebt aus der Gegenwart des gekreuzigten und auferstandenen Christus in Wort und Sakrament. Sie öffnet aus einer hörenden Grundhaltung heraus geistliche ErfahrungsrĂ€ume, die Menschen mit Christus und untereinander in Gemeinschaft bringen. Sie sorgt in der Ausbildung und berufsbegleitend fĂŒr spirituelle Kompetenzen in den VerkĂŒndigungsberufen, profiliert besondere geistliche Orte und macht geistliche Begleitung zu einer Kernaufgabeâ.
So lautet der strategische PuK-Leitsatz zur geistlichen Profilierung in der ELKB. Damit verbunden wurden folgende Ziele: Bis 2030 (oder frĂŒher)
Gerade im Bereich SpiritualitĂ€t geht es um einen âeinfachen Zugang zur Liebe Gottesâ, denn christliche SpiritualitĂ€t zielt auf die persönliche Begegnung und auf unmittelbare Erfahrungen mit dem lebendigen Gott. Eine Frucht des PuK-Prozesses ist deshalb eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Thema SpiritualitĂ€t in der ELKB. Dazu gehört es, entschlossener als bisher Konsequenzen zu ziehen und sowohl Angebote zur EinĂŒbung einer lebendigen Glaubenspraxis als auch die Qualifizierung von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiter:innen zu verstĂ€rken. Dazu gehört es auch, in Teams und Gremien danach zu fragen, wie die spirituelle Dimension alltĂ€gliche Prozesse durchdringen kann und woher die Kraft fĂŒr den Wandel kommt. Wo dies geschehen ist, wurden beispielsweise auch Beratungsprozesse zur Landesstellenplanung als geistliches Geschehen erfahrbar.
Die Handlungsfeldkonferenz 1 hat sich 2021 intensiv mit PuK befasst und ein Team eingesetzt, dass die beschlossenen Ziele konzeptionell weiterbearbeitet.  Weitere Impulse der PuK-AG Geistliche Profilierung sind dabei grundlegend: Es geht um ein geistliches Profil der ELKB, âdessen Mitte Christus ist und das in groĂer Weite verschiedene Frömmigkeitsformen wertschĂ€tztâ (nicht um geistliche Profilierung). Es geht darum, âbetende Kirche zu sein, in der Raum und Zeit fĂŒr Stille, fĂŒr das Hören auf Gott und fĂŒr das Hören aufeinander istâ, damit âdie Kirche aus ihrer geistlichen Mitte heraus auf die Menschen zugehtâ. (Vgl. in Abschluss-Bericht der PuK-AG C âGeistliche Profilierungâ, S. 1.)
Eine wichtige Erkenntnis auf diesem Weg ist die Wahrnehmung, welche FĂŒlle spiritueller Angebote in Kirchengemeinden und Dekanatsbezirken und an âDritten Ortenâ lebendig sind. Diese sind allerdings hĂ€ufig nur Insidern bekannt. FĂŒr Menschen, die der Kirche weniger stark verbunden sind, sind sie schwer auffindbar. Eine zentrale Aufgabe ist es deshalb, diesen Reichtum noch sichtbarer zu machen.
Kirchengemeinden und Dekanatsbezirke tragen auf vielfĂ€ltige Weise dazu bei, dass christliche SpiritualitĂ€t erfahrbar wird. Inwiefern dieses Engagement durch den PuK-Prozess befördert wurde, ist schwer einzuschĂ€tzen, aber auch nicht entscheidend. Entscheidend ist die FĂŒlle der Initiativen, Angebote und Formate, die Menschen dazu einladen, sich auf Christus auszurichten und in Verbundenheit mit Ihm zu leben. Ein Beispiel ist der Dekanatsbezirk Schwabach, der mit einer ökumenischen Homepage fĂŒr die Auffindbarkeit entsprechender Angebote sorgt: "www.spirituell-christlich-schwabach.de"
Auch in diesem Bereich einige beispielhafte Entwicklungen und Entscheidungen:
Vor dem Hintergrund der entstehenden SpiritualitĂ€tskonzeption ĂŒberprĂŒfen auch die Spirituellen Zentren und KommunitĂ€ten im Raum der ELKB, was sie noch gezielter dazu beitragen können, dass die evangelische Kirche in ihrer Gesamtheit als gute Adresse fĂŒr SpiritualitĂ€t wahrgenommen wird. Ein wichtiges Anliegen hierbei ist eine bessere Vernetzung zwischen den verschiedenen Angebotsebenen, die auch entlasten kann und soll. Selbst wenn das Bewusstsein ĂŒber die Chance und den Reichtum christlicher SpiritualitĂ€t wĂ€chst, sind Kirchengemeinden allein nicht in der Lage, alle Menschen zu erreichen, die Sehnsucht nach spiritueller Praxis haben. Dazu sind die BedĂŒrfnisse und Erwartungen der Menschen zu vielfĂ€ltig â und die Ressourcen der Gemeinden sind zu begrenzt. Ungeachtet ihres kirchlichen Engagements suchen nicht alle Gemeindeglieder spirituelle Erfahrungen und brauchen weiterhin andere Angebotsformate. Umgekehrt wĂ€hlen Menschen, die spirituelle Erfahrungen suchen, nicht zwingend eine Kirchengemeinde als ihren Ort. Insgesamt bedeutet dies, dass die Kirche zunehmend auf KomplementaritĂ€t angewiesen ist. Besondere geistliche Orte bleiben daher wichtig, weil sie das Leben und Wirken der Gemeinden ergĂ€nzen und fördern, indem sie einen Raum fĂŒr besondere geistliche Weggemeinschaft auf Zeit, fĂŒr Neuausrichtung, Vertiefung bieten, ebenso wie fĂŒr geistliche Auszeiten und Weiterbildungen im Bereich SpiritualitĂ€t. Â
Trotz der geistlichen FĂŒlle, die uns als Kirche geschenkt ist, suchen die meisten Menschen auĂerhalb der christlichen Kirchen nach authentischen Quellen. Glaubenspraxis und SpiritualitĂ€t werden kaum mehr mit âKircheâ in Verbindung gebracht. Dieser Erkenntnis, die auch religionssoziologisch geteilt wird, (vgl. Prof. Dr. Thomas Halik, Prof. Dr. Peter Zimmerling u.a) mĂŒssen wir uns stellen. Dabei können wir zuversichtlich und mutig bleiben, weil wir tiefe Quellen und immer noch viele Ressourcen haben; nicht zuletzt leidenschaftliche und authentische Menschen!Â
FĂŒr eine Förderung spirituellen Lebens innerhalb der Kirche braucht es mehr als Stellen und Seminarangebote. Dies auch. Aber entscheidend ist, dass die Frage, wie wir eine gute und sichtbare (!) Adresse fĂŒr SpiritualitĂ€t sein können, in Kirchengemeinden, Dekanatsbezirken und Einrichtungen eine Rolle spielt. Dabei geht es um Formen und Formate, aber genauso um Herzensanliegen und Haltungen.
Aus diesem Grund wĂ€re eine Konzeption, die ein Thema theologisch reflektiert und konkrete MaĂnahmen beschreibt, nicht zielfĂŒhrend. Vielmehr geht es um Impulse, die dazu beitragen, vor Ort in lebendiger Weise genau mit dieser Fragestellung zu arbeiten sowie um UnterstĂŒtzung bei der Umsetzung und Vernetzung.
Eine Besonderheit ist auĂerdem, dass SpiritualitĂ€t kein âThemaâ ist, dass sich abarbeiten lĂ€sst. Weil es im Innersten um ein Beziehungsgeschehen zwischen Gott und Mensch geht, ist SpiritualitĂ€t durchweg erfahrungsbezogen. Gotteserfahrungen bleiben ein Geheimnis, ein unverfĂŒgbares Erleben. Die ELKB steht damit vor der Herausforderung zu strukturieren, was unverfĂŒgbar bleibt. Sie bemĂŒht sich also darum, in allem Wissen um die UnzulĂ€nglichkeit von Worten und Formen, Sprache zu suchen und Möglichkeiten zu beschreiben, dem Wirken des Heiligen Geistes Raum zu geben. Neben zwölf Grundannahmen, die beim Hearing am 29.09.2023 in NĂŒrnberg erstmal zur Diskussion gestellt werden, ist ein bisheriges Fazit, dass zur Förderung spirituellen Lebens in der ELKB unterschiedliche Herangehensweisen nötig sind:
Bei all dem geht es darum, die Verbundenheit mit Gott als Grundstrom zu erfahren, aus dem wir leben und handeln. Es geht nicht um eine zusĂ€tzliche Last oder um neue Aufgaben, sondern um Freiraum fĂŒr Gott und um eine EinĂŒbung in die Verbundenheit mit Christus. Wo wir das zulassen, kann alles zum Gebet werden, zur Begegnung mit Gott - und einzelne herausgehobene FreirĂ€ume dafĂŒr im Besonderen. Einander ergĂ€nzend! In allen Formen geht es ĂŒber Achtsamkeit und Entspannung hinaus um einen lebendigen Zugang zur Liebe Gottes. Â
Andrea HeuĂner, Referentin fĂŒr SpiritualitĂ€t und Generationen