PUK - Profil und Konzentration
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Das neue Vikariat – So werden nach PuK unsere Pfarrer*innen ausgebildet

Illustration zum Thema

Den Anforderungen der Gegenwart gerecht werden

In einer Gesellschaft, die nicht mehr mit Gott rechnet, ist der geistliche Beruf des/der Pfarrer*in wichtig und herausfordernd. Erfahrungsräume für Gottes Gegenwart zu öffnen, Lebensdeutung zu geben, Gemeinschaft zu feiern, Sinn zu stiften, christliche Bildung zu ermöglichen und Menschen mit ihren Gaben zu Botschafter*innen des Evangeliums in Wort und Tat zu machen, sind wichtige Konstanten kirchlicher Arbeit. Dazu braucht es aber auch neue Kompetenzen und veränderte Haltungen in einer veränderten Zeit.

Profil und Konzentration hat in diesem Sinn den Anstoß und wichtige Impulse gegeben für die Reform des Vikariats. Die Inhalte der Ausbildung sind entlang der PuK-Grundaufgaben gegliedert und in der Gesamtkonzeption des Vikariats wird eigenverantwortliches Lernen und vernetztes Arbeiten stärker gefördert. Es wird in der Region verschiedene Lernorte geben, mit der Ausbildungsgemeinde als Knotenpunkt. Spiritualität als Erfahrungsdimension des Glaubens wird verstärkt Thema sein. Die Ausbildung ist insgesamt darauf angelegt, Theorie und Praxis noch organischer miteinander zu verbinden, um den Anforderungen der Gegenwart noch gerechter zu werden.

Kirche vor Ort als Ausbildungsregion

Kirchliche Arbeit in einem Sozialraum findet an vielen »Orten des Evangeliums« statt, in Ortsgemeinden, an Schulen, in Diakonie, Beratungs- und Fachstellen, bei Fachseelsorge und an vielen Schnittstellen von Kirche und Gesellschaft. Kirche vor Ort ist je nach Region unterschiedlich in ihrer Vielfalt und Vernetzung. Ortsgemeinden sollten Knotenpunkte sein in diesen Netzwerken kirchlicher und diakonischer Dienste. Die Ausbildung zum/zur Pfarrer*in soll theologische Leitungs- und Gestaltungskompetenz stärken in der Verkündigung des Evangeliums und als Gestalter*innen dieses Netzwerks. Die Vernetzung der Aufgabenfelder sind im Entwicklungsprozess PuK von großer Bedeutung. Daher soll Vernetzung bereits in der Ausbildung eingeübt werden. Das Vikariat beginnt mit einer Sozialraumerkundung, einem Kennenlernen des Lebensumfelds als dem „Resonanzkörper“ kirchlicher Arbeit. In allen Modulen wird danach in unterschiedlichen Formaten innerkirchliche, ökumenische und sozialräumliche Kooperation eingeübt.

Berufsübergreifendes Lernen

Die Vielfalt des Pfarrberufs in den je unterschiedlichen Kontexten soll sich in einer Vielzahl der Ausbilder widerspiegeln. Ein Team von Ausbilder*innen (berufsübergreifend) gewährleistet dabei nicht nur ein breites Spektrum von Berufsbildern, sondern auch von den persönlichen Berufsbiographien, an denen sich Vikar*innen orientieren können. Die Vielfalt der Ausbilder*innen ist bereits mit dem Lernen in der Region verankert. Der Pfarrberuf kann sinnvoll nur im Miteinander der Berufsgruppen und in Kooperation mit anderen Playern im Sozialraum ausgeübt werden.

Einübung in Formen der Spiritualität

Ein weiterer neuer Baustein des neuen Vikariats ist die verpflichtende geistliche Begleitung jeder Vikar*in durch eine Person (Spiritual). Mit dieser Person können Themen der eigenen theologischen und spirituellen Erfahrung besprochen werden. Diese Begleitung wird völlig getrennt von allen Beurteilungszusammenhängen sein, auch die Frage der Eignung ist davon in keiner Weise betroffen. Die begleitenden Personen sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Die eigene spirituelle Basis zu erweitern und in eigenverantworteter theologisch-spiritueller Existenz pastorale Tätigkeit wahrzunehmen, diese Aufgabe ist Bestandteil aller Module im Vorbereitungsdienst.

Ein Mensch geht in einem Fluss und zieht einen anderen an der Hand mit

Begleitung und Förderung

Für eine gute Förderung, Beratung und Beurteilung am Ende des Vorbereitungsdienstes scheint uns eine durchgängig motivierende Feedforward-Kultur (feed up * feed back * feed forward) in Beurteilung und Prüfung wesentlich zu sein. Hier geht es uns um einen wertschätzenden Umgang, Klarheit in der Fremd- und Selbstwahrnehmung zu rechter Zeit für Vikar*innen, wie auch um eine Förderung der Stärken im Sinne einer Personalentwicklung. Neu wird hier die Möglichkeit sein, dass alle in Ausbildung Beteiligte sich dafür qualifizieren lassen können. Neu ist auch der Gedanke, dass am Ende des Vikariats nicht nur eine Beurteilung steht, sondern seitens der Beurteilenden eine Einschätzung der besonderen Stärken des Einzelnen für den weiteren beruflichen Weg mitgegeben werden. Dies bildet eine gute Grundlage für die Beratung der nächsten beruflichen Schritte.

Ausblick

Das neue Vikariat nimmt Abschied von einer „normierenden“ Ausbildung, mit einem standardisierten Kanon von Kompetenzen, hin auf ein bestimmtes Pfarrbild. Es gibt Raum zur eigenen Schwerpunktsetzung, macht die Kirche als Netzwerk im Sozialraum zum Lernort und legt den Grundstein für lebenslanges Lernen.

Es ist zu hoffen, dass es ähnliche Entwicklungen auch in den Ausbildungen anderer kirchlicher Berufsgruppen geben wird – und dass die Pfarrausbildung auch noch mehr von anderen Ausbildungskonzeptionen lernt.

Für die Zukunft wird es wichtig sein, auch das Studium als sie erste Ausbildungsphase weiterzuentwickeln im Blick auf die neuen kommunikativen und theologischen Herausforderungen unserer Zeit.

KR Thomas Prieto Peral, Planungsreferent