Ehrenamt steht als ausdrückliches Entwicklungsthema in keinem der Ziele des PuK-Prozesses. Von der Prozesslogik sind die Themen Ehrenamt und Freiwilligenengagement als eines der wichtigsten kirchlichen Querschnittsthemen Teil des Fundaments, auf dem kirchliche Arbeit beruht und auf dem das Projekt „Profil und Konzentration“ steht. Das freiwillige Engagement von Menschen für Glaube und Religion ist die Basis des kirchlichen Lebens und damit ein Querschnittsthema in allen Bereichen kirchlicher Arbeit. Darum sind alle Arbeitsziele, die sich mit der Weiterentwicklung kirchlicher Arbeit beschäftigen, immer auch mit dem Ehrenamt verbundene Themen.
Im Bereich Ehrenamt ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern in Bezug auf die Zahlen und die Engagement-Qualität eine unglaublich starke Organisation. Tausende Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche engagieren sich im kirchlichen Bereich für den Auftrag der Kirche und die Menschen in allen Regionen Bayerns. Einen großen Entwicklungsbedarf gibt es aus unserer Sicht in der systematischen Arbeit an den Engagement-Bedingungen für die verschiedenen kirchlichen Orte in Bayern. Hier herrscht in vielen Bereichen der Kirche noch das Prinzip Zufall (in kirchlicher Sprache „Fügung“), während in anderen gesellschaftlichen Bereichen hier schon lange sehr systematisch vorgegangen wird. Dieses organisierte Vorgehen kommt auch den Erwartungen der Menschen entgegen, weil die sich für ihre Engagement-Orte bestmögliche Bedingungen erhoffen. Zur Kirche als Organisation passt eine Haltung des Ermöglichens und Ausprobierens. Kirche hat schon immer Menschen dazu eingeladen, sich an vielen Orten für andere zu engagieren.
In der Kirche braucht es in Bezug auf das Ehrenamt darum mehr zielgerichtetes Vorgehen. Menschen suchen sich viel gezielter als früher Orte für ihr persönliches Engagement. Ehrenamtliches Engagement ist ein entscheidender Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenleben und der so notwendigen gesellschaftlichen Verständigung. Darum braucht es hier auch in der Kirche systematisiertere Prozesse.
Um hier im evangelischen Bayern weiterzukommen, wurde in den Jahren 2022/2023 im Kirchenkreis München zusammen mit dem Amt für Gemeindedienst das Projekt „Systematische Ehrenamtskoordination“ mit 15 Kirchengemeinden und 12 Coaches durchgeführt. In jeder teilnehmenden Kirchengemeinde wurde ein Projektteam gebildet und mit einem Kirchenvorstandsbeschluss der Wille zur Weiterentwicklung des Themas vor Ort bestätigt. Bei drei Netzwerktreffen aller beteiligten Gemeinden und mindestens vier von den Coaches begleiteten Projekttreffen hat jede Kirchengemeinde bedarfs- und situationsorientiert an den acht Themen der Ehrenamtskoordination gearbeitet: Beginnen, Befähigen, Begleiten, Beraten, Bezahlen, Beteiligen, Bedanken, Beenden. Die Ergebnisse sind in den teilnehmenden Kirchengemeinden sehr unterschiedlich ausgefallen. Es haben sich aber einige grundlegende notwendige Punkte gezeigt, die für die Weiterentwicklung der kirchlichen Arbeit in ganz Bayern relevant sind:
Profilierte kirchliche Arbeit wird es niemals ohne ehrenamtliches Engagement geben. Im Sinne der Profilierung kirchlicher Arbeit muss die ELKB der systematischen Arbeit am Thema Ehrenamt unbedingt mehr Aufmerksamkeit widmen. Das Wissen ist bei den Expert:innen in der ELKB da. Jetzt braucht es viele Personen an vielen Orten, die dieses Wissen auch in ihren Verantwortungs-bereichen umsetzen.
Regionalbischof Christian Kopp