PUK - Profil und Konzentration
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PuK und das Miteinander der Berufsgruppen (MdB)

Illustration zum Thema

Kirchenentwicklung ist nur in einem engen Miteinander mit Personalentwicklung denkbar. Ausgelöst durch den Pfarrbildprozess der ELKB bis zum Jahr 2015 hat sich im Anschluss ein darauf aufbauender Prozess entwickelt, der alle kirchlichen Berufsgruppen in die notwendigen Entwicklungen des miteinander Arbeitens einbezogen hat. Dieser Prozess „Miteinander der Berufsgruppen“, der 2019 in eine Auflistung von 33 Empfehlungen für Arbeitspakete und erste Maßnahmen mündete, liegt inzwischen in den Händen einer sich selbst steuernden Gruppe von Mitarbeitenden dieser Berufsgruppen. Beteiligt sind Vertreterinnen und Vertreter folgender Berufsgruppen:

Pfarrer:innen, Diakon:innen, Religionspädagog:innen, Pädagog:innen, Kirchenmusiker:innen und Absolventinnen und Absolventen biblisch-theologischer Ausbildungen

Entwicklungsschritte zwischen 2017 und 2023

Jedes Jahr hat sich die Gruppe drei- bis sechsmal zur Weiterarbeit getroffen. Im Vordergrund stand das gemeinsame Arbeiten an verbindenden und auch an trennenden Themen. Wie können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den verschiedenen Berufsgruppen unserer Kirche gut, gerne und wohlbehalten so zusammenarbeiten, dass jede und jeder seinen Beitrag zur Erfüllung des Auftrags der Kirche möglichst gut erbringen kann? Hinter dieser Frage verbergen sich unzählige kleinteilige Themen und Herausforderungen. Da es zeitweise nicht gelang, die Schritte zu den notwendigen Veränderungen in fest verabredeten Strukturen voranzubringen, waren zahlreiche informelle Gespräche auf verschiedenen Ebenen notwendig. Die Kommunikation und die enge inhaltliche Abstimmung mit dem Oberkirchenrat der Personalabteilung war ebenso wichtig wie zeitlich herausfordernd.

Vernetzung von PuK und „Miteinander der Berufsgruppen“

In der ersten Phase der PuK-Arbeitsgruppen 2017 und 2018 ist es gelungen, eine strukturelle und inhaltliche Verknüpfung zwischen der PuK-AG „Vernetztes Arbeiten“ und dem Prozess MdB zu etablieren. So konnten sich die Perspektiven auf einem gemeinsamen Workshop im Juni 2018 in Augsburg verbinden und bereichern.

Insgesamt waren die Mitglieder der kirchlichen Berufsgruppen als Hauptberufliche vor Ort mehr oder weniger intensiv in die regionalen PuK-Veranstaltungen eingebunden. Dies war abhängig von der sehr unterschiedlich ausgeprägten Kultur des Miteinanders in den Dekanaten und Einrichtungen, je nachdem, ob die jeweiligen Berufsgruppen überhaupt in den Gremien vertreten waren. Hierfür gab und gibt es keine verbindliche Regelung, was den Zugang zu Informationen und die Beteiligung an Entscheidungen oftmals erschwert oder ganz verhindert. Diese Frage ist bislang nicht gut gelöst.

Gelingende Weiterarbeit in der Gruppe MdB

Der durchgängig hohen Motivation der Vertreter:innen der Berufsgruppen ist es zu verdanken, dass das wichtige Thema nach dem Ruhestandseintritt von OKR Ark Nitsche weiter bearbeitet wurde. Obwohl es zeitweise schlicht an der Finanzierung der Kosten für eine externe Moderation zu scheitern drohte, ließ die Gruppe nicht locker und setze eigene Mittel dafür ein. Gleichzeitig gelang es, ein gemeinsames Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass so Vieles im Miteinander besser gelingt. Diese Erfahrung war und ist wesentlich für die Motivation zur Weiterarbeit. Im gemeinsamen Ringen um Themen und Lösungen gelang es zunehmend, sich mit den unterschiedlichen Kompetenzen auf Augenhöhe zu begegnen. Heute können die Mitglieder des MdB sagen: „Wir reden miteinander statt übereinander“. Alle bringen sich in den Prozess einer sich verändernden Kirche mit ihrer Expertise und Sichtweise ein. Somit kann die Arbeitsgruppe eine Art Prototyp sein für ein gelungenes Miteinander zwischen unterschiedlichen Berufsgruppen.

Ein 8er-Ruderboot wird von 8 Personen auf einem Steg getragen.

Hindernisse und Enttäuschungen

Nach wie vor empfinden die Mitglieder der Arbeitsgruppe die Kommunikation mit der Kirchenleitung als nicht ausreichend klar. Gern würden sie sich mit ihrer Kompetenz stärker in die weiteren Überlegungen einbringen. Häufig fallen die Vorstellungen zu gerechter und fairer Bezahlung auseinander. Der Umgang mit der „fremden“ Profession im Arbeitsalltag ist längst nicht selbstverständlich. Es fehlt oft weiterhin am Wissen darüber, wozu die anderen qualifiziert sind und wie die Unterschiede gut in ein multiprofessionelles Team eingespielt werden können.

Gleichermaßen herausfordernd sind alte Bilder von Kirche, die oft fest und tief in den Köpfen verankert sind. Neue Bilder über eine gute Verteilung von Aufgaben, Macht und Geld stehen nicht ausreichend zur Verfügung. So gewinnen trotz vieler Mühen die alten Muster regelmäßig wieder die Überhand. Dazu gehören auch Ängste, dass andere Berufsgruppen den eigenen Arbeitsplatz oder –bereich einnehmen könnten, ohne dafür ausreichend – nämlich gleich – qualifiziert zu sein. Um zumindest Stück für Stück weiterzukommen gab es intensive und lange Gespräche. Viele Sorgen und Bedenken behindern die dringend erforderlichen Lösungen weiterhin.

Ausblick

Ein entscheidendes Thema für das Gelingen des dauerhaft guten Miteinanders wird die Frage nach einer als gerecht empfundenen Besoldung sein. Die bisherige Regelung, die Menschen auf den Stellen allein nach Ausbildung zu bezahlen, und nicht auch das Tätigkeitsprofil der Stelle mit in die Bezahlung einzubeziehen, wird von manchen grundlegend infrage gestellt.

Ebenso werden die Überlegungen zur strukturellen Einbindung derer, die nicht ordiniert sind, virulent bleiben. Wie gelingt mehr Teilhabe für diese Berufsgruppen an den wichtigen Entscheidungen? Kein einfaches Thema.

Zum dritten wird die Frage nach geeigneten Modellen der Fort- und Weiterbildung zur Erreichung höherer Qualifikationsstufen weiter zu bearbeiten sein. In allen Berufsgruppen ist großes Potential vorhanden. Der Wille zur gemeinsamen Gestaltung der Zukunft ist da. Erste Beispiele zeigen, dass viel gemeinsam möglich ist. Aber: Der Weg ist noch weit.

Dipl. Religionspädagoge (FH) Michael Löhner, Direktor des evang.-luth. Schulreferats im Kirchenkreis Nürnberg und Leiter des evang.-luth. Schulreferats im Dekanat Nürnberg