Die Lebenswelten der Menschen unterliegen einem rasanten Wandel. Unsere Gesellschaft ist heute älter, mobiler und bunter als sie es noch vor Jahrzehnten war. In einem breiten Dialog wollen wir mit Ihnen die Fragen klären: Was sind die Aufgaben von Kirche angesichts der spürbaren Veränderungen von Lebenswelten heute? Worauf sollte die Kirche ihre Arbeit konzentrieren? Diese Klärungen können nach Überzeugung der kirchenleitenden Organe weder zentral für alle erfolgen noch zu kleinteilig. Wir wollen dazu möglichst alle hören und vernetzt denken.
Die Gestalt der Kirche und ihre Aktivitäten sollen verstärkt von den Aufgaben her bestimmt werden, von denen sich die zukünftigen Strukturen ableiten werden. Es geht darum, dort hinzugehen, wo Menschen leben, statt zu warten, dass sie kommen. Wichtig ist, dass kirchliche Arbeit weiterhin (und verstärkt) Beziehung ermöglicht – Beziehung zu Gott und Beziehung untereinander. Arbeitsformen sind daraufhin zu überprüfen, wie sie Menschen heute diese Beziehungen ermöglichen. Damit das gelingt, braucht es Gemeinschaftsgeist - in Arbeitsvollzügen, Kooperationen, beim Gremienwesen und über die Kirchengrenzen hinaus mit Akteuren im Sozialraum und der Ökumene. Es soll mehr Gestaltungsfreiheit vor Ort geben, dezentral in Räumen und orientiert vor allem an den Aufgaben.
Im März 2017 haben die kirchenleitenden Organe den Startschuss für den Zukunftsprozess „Profil und Konzentration“ gegeben. Gegenstand des Beschlusses waren der Hauptleitsatz und fünf Grundaufgaben sowie sechs weitere strategische Arbeitspakete. Sie geben die Richtung für den eingeleiteten Prozess vor. Die kirchenleitenden Organe haben zudem den Auftrag erteilt, dass diese inhaltlichen Leitsätze in breiter Beteiligung innerhalb der ELKB diskutiert werden. Daraus sollen Umsetzungsmaßnahmen entwickelt werden.
Als erste Leitlinie für die inhaltliche Debatte werden aus dem Hauptleitsatz des Prozesses fünf Grundaufgaben des kirchlichen Lebens vorgeschlagen:
Diese Grundaufgaben sind der Einstieg in eine Diskussion über Schwerpunkte kirchlicher Arbeit. Aufgaben schlagen die Brücke vom Auftrag der Bibel zu den Bedürfnissen der Menschen. Sie fragen nicht in erster Linie nach dem Erhalt bisheriger kirchlicher Arbeitsformen, sondern öffnen den Blick für mögliche neue Wege.
Nach lutherischem Verständnis ist Kirche da, wo Menschen sich um Wort und Sakrament versammeln. Und es gilt: Kirchengemeinden sind ganz Kirche, aber nicht die ganze Kirche. Da nicht jede Kirchengemeinde alle Aufgaben bewältigen kann, wird die Zusammenarbeit und Vernetzung in größeren Räumen empfohlen. In diesen Räumen soll eine den Aufgaben entsprechende Planung des Einsatzes von Personal und Finanzen ermöglicht werden. Damit wird eine höhere Eigenverantwortung und selbständige Vernetzung angestrebt. Als größerer Raum ist ein Dekanatsbezirk vorstellbar, aber auch ein Verbund mehrerer Kirchengemeinden oder Dekanatsbezirke.
Die Bildung größerer Räume und das Eingehen von Kooperationen sollen vor Ort entschieden werden. PuK will keine Großeinheiten erzwingen, sondern die Möglichkeit schaffen, in größeren Zusammenhängen zu denken und planen. Ein Ergebnis von PuK könnte aber sein, dass größere Räume mehr Eigenverantwortung bei der Planung und dem Einsatz ihrer Ressourcen erhalten.
Weitere aktuelle Informationen sind im Intranet der ELKB unter www.elkb.de/puk abrufbar. Das dortige Infoportal enthält zusätzliches Material und aktuelle Kurzberichte aus den PuK-Arbeitsgruppen. Auch ehrenamtlich Mitarbeitende können einen Zugang zum Intranet beantragen. Daneben geben wir regelmäßig einen aktuellen Infobrief heraus, der an Einrichtungen, Dienste und Dekanate versendet und von dort an die Kirchengemeinden unserer Landeskirche weitergeleitet wird.
Kirchengemeinden sind und bleiben für viele Menschen der wichtigste Begegnungsort und Kontaktpunkt zur Kirche. Der Prozess soll den Gemeinden helfen, Schwerpunkte zu finden und Nachrangigkeiten zu benennen sowie die Hilfestellung durch übergemeindliche Dienste stärker ins Bewusstsein rufen. Dies kann gelingen durch eine Arbeit an den Grundsätzen von Profil und Konzentration und die Überzeugung, nicht überall alles machen zu müssen.
Den Dekanatsbezirken kommt im PuK-Prozess eine wichtige Rolle zu: Auf dieser Ebene soll die Raumperspektive konkret ausgestaltet werden. Je nach den Erfordernissen vor Ort können Schwerpunktsetzungen erfolgen. Auch die Übernahme bisher zentral gesteuerter landeskirchlicher Aufgaben in den Bereichen Personal und/oder Finanzen ist denkbar. Hierfür sind die Erfahrungen in den Erprobungsdekanatsbezirken der Landesstellenplanung 2020 wichtige Bausteine.
Die an Räumen orientierte Logik von PuK soll grundsätzlich für alle kirchlichen Dienste gelten. Mögliche Folgerungen für die landesweiten Dienste und die Handlungsfeldlogik sind Gegenstand einer Konsultation am 11. und 12. Mai 2018 in Augsburg.
Der Prozess ist von allen kirchenleitenden Organen (Landessynode, Landessynodalausschuss, Landesbischof und Landeskirchenrat) gemeinsam gestartet worden. PuK wird unter breiter Beteiligung der kirchlichen Öffentlichkeit durchgeführt. Was immer als Ergebnis entsteht, muss wiederum durch Entscheidungen der kirchenleitenden Organe beschlossen und unter ihrer Leitungsverantwortung umgesetzt werden. So ist es in der Kirchenverfassung vorgesehen. Der Prozess kann aber nur gelingen, wenn die Ergebnisse mit einer breiten Beteiligung und Offenheit erarbeitet und von einer soliden Mehrheit in der Kirche getragen werden.
Im PuK-Prozess geht es darum, die inhaltliche Debatte über die Zukunft der Kirche zu führen. Der Auftrag der Kirche ergibt sich aus der Heiligen Schrift und der Lebenswelt der Menschen. Gleichzeitig sind Ressourcen begrenzt. Deswegen gibt es in der ELKB auch Prozesse zur Verteilung dieser Ressourcen. Wenn Profil und Konzentration tatsächlich die Gestalt von Kirche prägen will, wird es eine Verknüpfung inhaltlicher Ergebnisse mit der Finanz- und Personalplanung geben müssen. Durch PuK haben die Inhalte aber deutlich mehr Gewicht in all diesen Prozessen.